Christopher Dell, Vibraphon
John Schröder, Gitarre
Letztes Jahr feierte er in Darmstadt seinen 50. Geburtstag mit einer furiosen Doppel-Performance mit dem Trio DRA sowie dem Trio mit Christian Lillinger und Petter Eldh – und Evan Parker als Special Guest. Christopher Dell, der mit Woogswasser getauft ist und die ersten fünf Lebensjahre in Kalkutta verbracht hat, zählt heute nicht nur zu den weltweit bedeutendsten Vibraphonisten, sondern hat auch den Jazz auf ein Reflexionsniveau gehoben, das in der Welt der improvisierten Musik ohne Beispiel ist. Mit Performances an ungewöhnlichen Orten greift Dell immer wieder mit seiner Musik ins urbane Geschehen ein. Er versteht Improvisation auch als gesellschaftliches Handlungsmodell, mit dem städtische Räume neu interpretiert werden können. Seit 1998 arbeitet er im Trio DRA kontinuierlich an einer Musik, die einen eigenen Weg zwischen zeitgenössischer Komposition und Jazzimprovisation geht.
Das Interesse an der Erforschung eines Grenzbereichs von Neuer Musik und Jazz teilt er mit John Schröder. Vor kurzem konnte man ihn in Frankfurt in einem Konzert erleben, indem er zusammen mit den Grenzgängern Sebastian Gramss und Hayden Chisholm auf das Ensemble Modern traf, um auszuloten wo Gemeinsamkeiten und Differenzen zeitgenössischer Improvisation im Grenzbereich von Jazz und europäischer Moderne liegen. Der Frankfurter John Schröder startete seine Karriere als „Wunderkind“ – seine Fingerfertigkeit auf der Jazzgitarre machte ihn schon in den frühen Achtzigern zum gefragten Sideman vieler Jazzgrößen von Christof Lauer bis Chet Baker. Auf seiner ersten Platte, die er als 17jähriger einspielte, hört man ihn auch auf Bass, Klavier, Schlagzeug. Schröder ließ dann lange die Gitarre beiseite und trat lässig ebenso als versierter Schlagzeuger als auch als Pianist in Erscheinung. Kein Wunder, dass sich zwei so überaus begabte Musikerpersönlichkeiten wie Schröder und Dell bereits 1990 in einem Frankfurter Quartett zusammengefunden hatten. Dann gingen sie getrennte musikalische Wege. Schröder spielte im „Roten Bereich“, beim „Rosa Rauschen“, später in Gruppen um Achim Kaufmann und öffnete sich mehr und mehr der freien Improvisation.
Nach einiger Jahren in der Kölner Szene leben jetzt beide Musiker in Berlin – und spielen aktuell wieder in einem Quartett – jetzt mit Christian Lillinger und Petter Eldh. Christopher Dell hat sich John Schröder als Duo-Partner zur Eröffnung des Freitagabends gewünscht – und wir freuen uns, nach längerer Zeit John Schröder wieder in Darmstadt und an der Gitarre erleben zu dürfen und sind sehr gespannt auf diesen Dialog zweier alter Freunde, die beide einen Höllenspaß an Improvisation und Interaktion haben.