Essay: Taktiken strategisch machen. Stadt vom Gebrauch her denken

Posted on Sep 20, 2010 in / Serial IFIT / Serial Publications

Taktiken strategisch machen. Stadt vom Gebrauch her denken
Christopher Dell

 

Ausschnitt aus dem Essay:

„Und mit wieviel Häusern, oder Strassen, fängt eine Stadt an, Stadt zu sein? Unsere Sprache kann man ansehen als eine alte Stadt: Ein Gewinkel von Gässchen und Plätzen, alten und neuen Häusern, und Häusern mit Zubauten aus verschiedenen Zeiten; und dies umgeben von einer Menge neuer Vororte mit geraden und regelmäßigen Strassen und mit einförmigen Häusern.“[1] Ludwig Wittgenstein

 Einleitung
Worum es geht, macht de Certeau bereits zu Beginn seines Texts „Kunst des Handelns“ deutlich: es handelt sich um eine „Forschungsarbeit über die Aktivitäten von Verbrauchern, die angeblich zur Passivität verurteilt sind.“[2] Im Bezug auf das Thema Stadt könnte eine solche Forschung heißen: die Aktivitäten der Nutzer von Stadt an bestimmten, spezifischen urbanen Situationen zu untersuchen. Wobei klar ist, dass diese Phänomene „alltäglich“ sind, also als bekannt vorausgesetzt werden können. Warum sollten wir sie dann untersuchen? Mit Hegel ließe sich anführen: „Das Bekannte überhaupt ist darum, weil es bekannt ist, nicht erkannt. Es ist die gewöhnlichste Selbsttäuschung wie Täuschung anderer, beim Erkennen etwas als bekannt vorauszusetzen und es sich ebenso gefallen zu lassen; mit allem Hin- und Herreden kommt solches Wissen, ohne zu wissen wie ihm geschieht, nicht von der Stelle.“[3] Es ist der Stadttheoretiker Henri Lefèbvre, der diese Problematik im Anschluss an Hegel wieder aufnimmt. Er prognostiziert, dass sich die entscheidenden Veränderungen zukünftig im Alltäglichen abspielen werden, jedoch fehlt für das Alltägliche noch jedwedes kritisches Bewusstsein. In seiner „Kritik des Alltagslebens“ konstatiert Lefebvre: „Viele Menschen, ja die Menschen im Allgemeinen wissen nicht wirklich wie sie leben oder sie wissen es nur ungenügend.“[4]

 

[1] Wittgenstein, Ludwig, Philosophische Untersuchungen, in: Werkausgabe Bd.1, Frankfurt a.M. 1999, §18
[2] a.a.O., S. 11
[3] Hegel,G.F., Phänomenologie des Geistes, Hamburg 1988, S. 25
[4] Lefèbvre, Henri, Kritik des Alltagslebens, Frankfurt a.M. 1975, S. 105

 

„Taktiken strategisch machen. Stadt vom Gebrauch her denken”, in: GENERALIST, Technische Universität, Darmstadt.