Lecture Performance: Kreativität! Ein unmöglicher Imperativ?
Kreativität! Ein unmöglicher Imperativ?
In wissenschaftlichen und angewandten Diskursen rund um Organisation und Management wurden in den vergangenen Jahrzehnten eine Reihe von Allheilmitteln – u.a. Qualität, Kultur und Wissen – propagiert. Die neueste Erscheinung in dieser Reihe ist die in verschiedensten gesellschaftlichen Verwertungszusammenhängen auftretende Forderung nach Kreativität. Kreativität unterlief dabei einen Wandel: einst einem elitären und künstlerischen Verständnis des Genies vorbehalten, wird Kreativität inzwischen als vielgepriesenes Alltagsphänomen propagiert und zum entscheidenden Produktivitätsfaktor erhoben.
„In ihrer Kontingenz ist Kreativität in hohem Maße ambivalent – gleichermaßen wünschenswerte Ressource wie bedrohliches Potenzial. Mit dem gesellschaftlichen Bedarf an Kreativität wächst deshalb das Bedürfnis, sie zu steuern, das heißt ihre produktiven Seiten nutzbar zu machen und ihre destruktiven zu beschneiden“ (Bröckling, 2004, S. 139/140).
Der gesellschaftliche und ökonomische Bedarf an Kreativität fragt nicht mehr, ob man kreativ sei, sondern nur noch in welchem Ausmass. Kreativität erscheint hier als Imperativ – sei kreativ! Immer mehr Individuen erfahren dabei in immer umfassenderer Weise die ambivalenten Effekte – Selbstverwirklichung und Überforderung – eines solchen Gebots. In diesem Workshop soll grundsätzlich dieser Ambivalenz, der (Un-)Möglichkeit eines solchen Imperativs und seinen Auswirkungen in verschiedenen Bereichen (Management und Organisation, Marketing, Strategie, Kommunikation, Unternehmertum, Technologie, Kunstbetrieb) nachgegangen werden.
Wann ist Kreativität mehr als eine Worthülse? Was überhaupt ist als ‘kreatives Handeln’ zu verstehen? Müssen dabei althergebrachte Handlungstheorien überdacht werden? Wie würde sich unser Verständnis von Handlungskompetenz ändern, wenn kreatives Handeln als Improvisation verstanden würde? Welche Konsequenzen ergeben sich aus verschiedenen Kreativitätsverständnissen für die Ausbildung an Business Schools?
Der Workshop soll Manager, Unternehmertums- und Organisationsforscher, Marketing- und Kommunikationsexperten, (Performance-)Künstler und Philosophen jenseits von klassischen Panelformaten zusammenbringen, um über die (Un-)Möglichkeit eines Kreativitäts-Imperativs zu diskutieren. Ein Set an Performances soll dabei die Möglichkeit bieten diesen Gegenstand unmittelbar erlebbar zu machen.
„Kreativität! Ein unmöglicher Imperativ?”, Symposium „The Future of Content is Context“, Universität St. Gallen, St. Gallen.
Symposium: The Future of Content is Context