Performative Installation: X-Wohnungen

Posted on Sep 17, 2005 in / Serial Events / Serial IFIT

WOHNUNGEN SUBURBS 2005

5. und 08. Mai // 15.30-20.40 Uhr
6. und 07. Mai // 17.30-20.40 Uhr

MÄRKISCHES VIERTEL, SCHÖNEBERG
mit Hans-Peter Boeffgen (Frankfurt/ M.), Complizen (Halle/Saale), Ania Corcilius (Berlin), Dellbrügge & de Moll (Berlin), Christopher Dell & Ruth Hommelsheim (Berlin), Doris Dziersk (Berlin), Barbara Ehnes (Berlin), Antje Ehmann & Harun Farocki (Berlin), Åsa Frankenberg (Kopenhagen), Hannah Groninger (Berlin), Franz Höfner & Harry Sachs (Berlin), Bobo Jelcic & Natasa Rajkovic (Zagreb), Martin Kaltwasser & Folke Köbberling (Berlin), Janice Muller (Melbourne), Peanutz Architekten (Berlin), Angela Richter, Daniel Richter (Hamburg) & Jonathan Meese (Berlin), RaumlaborBerlin, Meg Stuart (Berlin), Krzysztof Warlikowski (Warschau), Barbara Weber (Zürich) & Bernhard Siegl (Berlin), Gelatin/ Wolfgang Ganter, Ali Janka, Florian Reither, Tobias Urban (Wien), Anri Sala (Paris), Ayse Polat (Hamburg), Carsten Wirth

THEATER GEHT AN DIE PERIPHERIE.
X Wohnungen untersuchte 2004 in Kreuzberg und Lichtenberg u.a. mit deutsch-türkischen Filmemachern das Thema Migration – man trat in eine verdunkelte, verlassene Wohnung, die man mit Nachtsicht-geräten erkundete, oder in tropisch feuchtheiße Lichtenberger Zimmer, in denen sich ein vietnamesisches Ehedrama abspielte – der Zuschauer wurde dennoch freundlich empfangen und durfte sich auf den Massagetisch legen.
Dieses Jahr nähern sich vor allem Künstler aus den Bereichen Architektur und Bildende Kunst dem Phänomen suburbaner Strukturen. Orte des Spektakels sind das Märkische Viertel mit seinem Umfeld am nördlichen Berliner Stadtrand und der Innenstadtbezirk Schöneberg Nord rund um die Potsdamer- und Kurfürstenstraße.
Während traditionelle urbane Strukturen und die Öffentlichkeit die Stadt verlassen, drängt das Periphere in die Stadtzentren. Wohnflächen und Verkehrsräume in den Stadtrandgebieten entwickeln sich gesellschaftlich und ökonomisch zu autonomen komplexen Strukturen, innerstädtische Räume verlieren ihre Bedeutung. Wie konstruieren sich Grenzen, wie werden sie überschritten? Droht ein Verlust der Kontrolle über die Stadt, ein Verlust der Kontrolle über das Selbst? Wie konstruieren sich Identitäten oder sind sie bloßes Produkt simulierter Bilder?Künstlerische Aufgabe ist die Auseinandersetzung mit Alltagsstrukturen, architektonischen und infrastrukturellen Bezugspunkten sowie das Aufspüren von Geschichten und Biografien, die damit verbunden sind. Die Damen aus dem Seniorenheim tanzen auf den Dächern des Märkischen Viertels zu „Veronika, der Lenz ist da!“, während am Boden Rapper Sido sein Gangsterleben zelebriert. Und in Schöneberg kriegen manche Alt-68er vor Trödel-Sammlerleidenschaft in ihren WGs kaum einen Fuß an den Boden, während die Bauarbeiter in ihrem Wohnwagencamp am Gleisdreieck in der Abendsonne den Blick auf den zukünftigen Golfplatz genießen.

 

Matthias Lilienthal (Konzept/ Idee)
Sven Heier (Produktionsleitung)
Matthias Rick & Arved Schultze (Dramaturgie)
Aljoscha Domes, Alice Ferl & Inga Schonlau (Assistenz)

© Matthias Rick