performative urbanism
Symposium
19. – 20.07.2013
Pinakothek der Moderne und SCHAUSTELLE, München
Der Lehrstuhl für Städtebau und Regionalplanung richtet zusammen mit Christopher Dell, Gastprofessor 2012/2013 das Symposium “performative urbanism – generating and designing urban space” aus. Es findet am 19. und 20. Juli in der Schaustelle der Pinakothek der Moderne statt.
Was Lefébvre in seiner komplexen Raumtheorie l`espace vécu nennt, entspricht in etwa dem Begriff des gelebten Raumes, der den aktiven Prozess von Wahrnehmung und Produktion zugleich beschreibt. Raum entsteht in einem Prozess des Handelns zwischen Personen, in einem Prozess des Gebrauchs von Dingen, in einem Prozess täglichen und alltäglichen Lebens. Während wir in der Stadt gehen oder fahren oder skaten, haben wir nicht nur unterschiedliche Erfahrungen, je individuelle Sichtweisen, sondern die „Spiele der Schritte“ (de Certeau) schaffen den Raum.
Die Architekturtheorie pflegt ebenfalls eine Diskurslinie, die den performativen Aspekt des Architektonischen hervorhebt. Architektur unterscheidet sich darin grundsätzlich von andern gestaltenden Kulturtechniken: Wir selbst sind in Architektur Bestandteil der ästhetischen Realität, denn wir sind mit unserem Körper Teil des architektonischen Raumes, den wir erfahren, und des Raumes, den wir erzeugen. „In der Architektur sind wir Mitspieler.“ (Frey) Es ist immer eine komplexe architektonische Situation, in der wir uns befi nden, in der man Architektur erlebt und in der Architektur sich überhaupt erst als solche entfaltet.
Architektur wird als „die Kunst, Raum zu artikulieren“ (Eco) in der Urbanistik wieder aktuell, seit wir unsere Zeit als eine des Raumes begreifen (Foucault, Latour). Performativer Urbanismus begreift die Architektur der Stadt weit über ihre objekt- oder bildhaften Eigenschaften hinaus. Situation, Gebrauch, Prozess, Mitspieler sind die Schlüssel zu einem performativen Verständnis von Architektur, die Architektur der Stadt eingeschlossen. Der Begriff des Performativen geht zudem auf die Sprachphilosophie zurück, in die John L. Austin eine Differenzierung zwischen performance und performative einführte. Während performance lediglich die Ausführung einer Handlung ist, bezeichnet performative eine Situation, in der eine neue Wirklichkeit generiert wird. Die Spiele der Schritte …
Im Vordergrund dieses Verständnisses von Architektur und Stadt stehen die Prozesshaftigkeit der räumlichen Erfahrung, die Ereignisstruktur von räumlichen Zusammenhängen, die Offenheit von räumlichen Strukturen, die Differenz der Räume. Dabei ist die materielle Struktur, das Ding, Haptik und Atmosphäre nicht nebensächlich. Die architektonische Substanz ist vielmehr Voraussetzung und Komponente von Ereignissen. Aber in performativen Akten erst kommt sie zur Entfaltung, erst dann bekommt sie soziale und ästhetische Relevanz. Performativer Urbanismus bleibt nicht bei einer psychogeografischen Rezeption von Stadt stehen, sondern sieht die Dringlichkeit von architektonischem Entwurf.
Ergeben sich vor diesem Hintergrund spezifi sche Anforderungen an das Entwerfen und den Entwurf? Ist Architektur eine performative Kulturtechnik par excellence oder muss sie ihre Entwurfspraktiken ändern? Diesen Fragen will diese Tagung nachgehen.
freier Eintritt, keine Registrierung nötig
Abendvortrag
Freitag, den 19. Juli, 20.00 Uhr
Edward W. Soja // UCLA, Los Angeles
Grußworte:
Prof. Sophie Wolfrum // Prof. Andres Lepik
Ort:
Werner von Siemens Auditorium
in der Pinakothek der Moderne
Einlass ab 19.45 Uhr
Symposium Performativer Urbanismus
Samstag, den 20 Juli, 9.00 Uhr bis 19.00 Uhr
Ort:
SCHAUSTELLE, Ecke Gabelsbergerstraße / Türkenstraße, 80333 München im Kunstareal München